Berechnung des unteren Gebäudeabschlusses - Bodenplatte auf Erdreich

detaillierte Frage
Wann ist bei Art des unteren Gebäudeabschlusses die Auswahl Boden auf Erdreich ohne Randdämmung bzw. mit senkrechter oder waagerechter Randdämmung  zu wählen?
Wie werden die Kennwerte des unteren Gebäudeabschlusses zur Bestimmung des Temperatru-Korrekturfaktors Fx ermittelt?


FAQ-Beitrag für: ZUB Helena
Hintergrund

Bei der Wärmeübertragung von Bauteilen über das Erdreich liegt in der Regel ein geringerer Wärmstrom vor, als bei Bauteilen, die an Außenluft grenzen. Bei der Berechnung dieser Bauteile gibt es zwei verschiedene Nachweismethoden:
  • Die Berechnung der U-Werte nach DIN 4108-6 Anhang E:
Bei diesem vereinfachten Verfahren werden die Wärmeverluste über das Erdreich durch Temperaturkorrekturfaktoren Fx berechnet. Das Verfahren kann bei dem Berechnungsverfahren DIN V 4108-6 und  DIN V 18599 gewählt werden.
  • Die detaillierte Berechnung der Wärmetransferkoeffizienten und des Wärmestroms nach DIN EN ISO 13370. Das Verfahren kann nur bei dem Berechnungsverfahren DIN V 18599 gewählt werden.
Die Berechnung nach dieser Norm umfasst die stationäre Komponente des Wärmetransfers (Jahresmittel des Wärmestroms) und den Anteil von jährlichen periodischen Temperaturschwankungen (auf das Jahresmittel bezogene jahreszeitliche Schwankung des Wärmestroms).
Die Berechnung des unteren Gebäudeabschlusses kann also vereinfachend mit Temperaturkorrekturfaktoren Fx oder detailliert nach DIN EN ISO 13370 erfolgen.
 
Hinweis: Die Anwendung des vereinfachten Verfahrens ist nicht bei Neubauten die aktive gekühlt werden zulässig. In diesem Fall muss das detaillierte Verfahren nach DIN EN ISO 13370 angewendet werden.

Für die Berechnung der Transmissionswärmeverluste können Temperaturkorrekturfaktoren zur Berücksichtigung abweichender Temperaturdifferenzen zur Anwendung kommen.

Bei nicht unterkellerten Gebäuden (Bodenplatte auf Erdreich) hat das Vorhandensein einer waagerechten bzw. senkrechten Randdämmung Einfluss auf die Temperaturkorrekturfaktoren.
Folgende Fälle werden in DIN EN ISO 13370 behandelt:
  • Bodenplatte auf Erdreich (ohne Keller),
  • Aufgeständerte Bodenplatte (mit Kriechkeller),
  • beheizter Keller auf Erdreich.
Im Folgenden wird der erste Anwendungsfall Bodenplatte auf Erdreich näher beschrieben.
Nach DIN EN ISO 13370 wird bei der Art der Anwendung Bodenplatte auf Erdreich zwischen
  • Fußboden auf dem Erdreich ohne zusätzliche Randdämmung (aber: Fläche der Bodenplatte gegen Erdreich gedämmt),
  • Fußboden auf dem Erdreich mit waagerechter Randdämmung (5 Meter breit) am Umfang der Bodenplatte angeordnet (gilt für Randdämmung oberhalb oder unterhalb der Bodenplatte),
  • Fußboden auf dem Erdreich mit senkrechter Randdämmung (2 Meter tief) entlang des Umfangs der Bodenplatte angeordnet sowie für Gründungen aus Baustoffen, die eine geringere Wärmeleitfähigkeit als das Erdreich haben (gilt für Randdämmung  außer- oder innerhalb der Grundmauer)
unterschieden.

Hinweis: Die verschiedenen Arten von Randdämmungen dürfen nicht im U-Wert der Bauteile berücksichtigt werden. Die entsprechenden Randdämmungen werden durch die Temperaturkorrekturfaktoren Fx berücksichtigt. Bei einer Randdämmung handelt es sich um eine Zusatzdämmung.


Bild 1: Schematische Darstellung einer waagerechten bzw. senkrechten Randdämmung nach DIN EN ISO 13370: 2018-03
 
1  Bodenplatte
2  waagrechte Randdämmung
3  Grundmauer
dn Dicke der Randdämmung (oder Gründung)
D  Breite der waagrechten Randdämmung
1  Grundmauer
2  Bodenplatte
3  senkrechte Randdämmung
dn Dicke der Randdämmung (oder Gründung)
D  Tiefe  der  senkrechten  Randdämmung  (oder  Gründung)  unterhalb  der  Oberfläche  des  umgebenden Erdreichs

Das vereinfachte Verfahren wird unter Verwendung von Temperaturkorrekturfaktoren Fx durchgeführt. Für das Bauteil Bodenplatte auf Erdreich werden die Fx-Werte nach DIN 4108-6, Tabelle 3 bzw. DIN V 18599-2 Tabelle 5 bestimmt. Nur wenn die zusätzlichen Dämmschichten wie in Bild 1 eingebaut werden, dürfen die reduzierten Fx-Faktoren verwendet werden. Wird keine zusätzliche Randdämmung vorgesehen (oder ist der Wärmedurchlasswiderstand der Randdämmung > 2 m²K/W) muss in ZUB Helena die Anwendung Bodenplatte auf Erdreich ohne zusätzliche Randdämmung ausgewählt werden.



Für die Ermittlung der Fx-Werte ist zudem das charakteristische Bodenplattenmaß B´ zu bestimmen.
Das Bodenplattenmaß stellt das Verhältnis zwischen der Fläche der Bodenplatte A und den an unbeheizten Flächen grenzenden Umfang P dar (siehe Bild 2).

B´ = A /(0,5 ∙ P)

mit
B´            das charakteristische Bodenplattenmaß, in m
A             die Fläche der Bodenplatte, in m²
P             der exponierte Umfang, in m


Der Umfang der Bodenplatte P ist in diesem Zusammenhang die Gesamtlänge der Außenwand, die das beheizte Gebäude von der äußeren Umgebung oder von einem unbeheizten Raum außerhalb der gedämmten Gebäudehülle trennt. Teile des Umfangs, die an andere beheizte Gebäudeteile außerhalb der System- bzw. Bilanzgrenze angrenzen, bleiben unberücksichtigt. Teile des Umfangs, die an unbeheizte Räume angrenzen, sind im Gesamt-Umfang enthalten.